Warum Magnesium-Öle und –Cremen Ihren Körper nicht mit Magnesium versorgen
Seit einiger Zeit sind so genannte „Magnesium-Öle“, „Magnesium-Cremen“ und dergleichen am Markt. Sogar in Apotheken habe ich ein reichhaltiges Sortiment dieser Applikationen gesehen, die auch als „Magnesium-Flocken“ daherkommen und viele Anwendungsbereiche, von Krämpfen bis Haarausfall abdecken sollen.
Es handelt sich dabei keineswegs, wie die Namen suggerieren, um Öle oder fetthaltige Cremen, sondern in allen Fällen um eine zwar hochkonzentrierte, aber doch wässrige Lösung eines Magnesiumsalzes, nämlich meist Magnesiumchlorid. Ich betone die Wasserlöslichkeit der sogenannten Magnesiumöle deshalb, weil unsere Haut neben der äußeren Hornhautstruktur, auch einen Fettmantel besitzt. Versuchen Sie einmal, Salzlösung durch eine Fettschicht zu bekommen – Sie werden grandios scheitern.
Warum das so ist? Unser Körper ist ein sensibles System, das von einer intakten Schutzschicht umgeben sein muss. Wenn nun Elektrolyte wie Kalium, Kalzium oder Magnesium ungehindert durch die Haut eindringen könnten, so wäre zum Beispiel ein Bad im Toten Meer, das konzentrierte Mineralstoffe enthält, lebensgefährlich.
Man kann einwenden, dass manchmal auch Testosteron oder Nikotin durch eine Art Pflaster durch die Haut transportiert werden. Das sind allerdings Wirkstoffe, die meist auf eine Trägersubstanz aufgebracht werden. Diese kann dann – weil fettlöslich – die Haut passieren und die hochwirksamen, sehr kleinen Mengen dieser Hormone und Wirkstoffe transportieren.
Bleibt noch die Hoffnung, dass in unserer Haut ein natürlicher Transporter existiert, der Magnesium oder andere Minerale von außen in den Blutkreislauf einschleust. 2017 wurde in einer internationalen Fachzeitschrift ein Artikel veröffentlicht, der sich mit Spurenelement- und Mineralstoffforschung beschäftigt – er macht diese Hoffnung zunichte. Einige Vorstandsmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Magnesiumforschung haben in dem Artikel Untersuchungen vorgelegt (Trace Elements, 2017, 34/2, 45-48), die die Existenz eines solchen Transportsystems ins Reich der Spekulation verweisen.
Übrigens: Nur etwa ein Prozent einer auf die Haut aufgebrachten Lösung dringt tatsächlich in die Nähe der Haarwurzeln des Körpers ein. Um also mit einem Magnesium-Öl dieselbe Wirkung wie mit einer üblichen 150-mg-Tablette zu erreichen, müsste man mehr als einen Liter des „Öles“ auftragen. Ich habe in der Werbung solche Sprays um den Preis von etwa 19 € pro 100 ml gesehen – das wäre damit ein sehr teures Vergnügen.
Univ. Prof. Dr. Sepp Porta